Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts ...
Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts erkannte ein amerikanischer Hausmeister, der unter Asthma litt, dass sich sein Zustand immer dann verschlimmerte, wenn er mit dem Teppichkehrer hantierte. Das war ein ernstes Problem, und es ließ ihm keine Ruhe. Immer wieder sann er über eine Lösung nach, bis er schließlich aus einem alten Ventilator, einer Seifenkiste, einem Kissenbezug und einer rotierenden Bürste ein Gerät zusammenbaute, das der Vorläufer des modernen Staubsaugers werden sollte, wie er heute in allen Haushalten steht.
Schöpfer großer Erfindungen und Werke gelten oft als Genies, die - von der Muse geküsst - mit Leichtigkeit herausragende Dinge schaffen. Solche Menschen werden geschätzt und bewundert. Dabei ist Kreativität eine Eigenschaft fast aller Lebewesen - das Leben selbst ist ein kontinuierlicher kreativer Prozess. Das Wort Kreativität stammt vom lateinischen Begriff für Schöpfung - "creatio³: Die Fähigkeit, mit Hilfe der Fantasie sinnvolle, aber unübliche oder bisher unbekannte Bezüge herzustellen. Ob sie nun zu praktischen Ergebnissen führt, zu nützlichen Erfindungen oder zu schönen Dingen, ist von ganz verschiedenen Faktoren abhängig: Der Begabung und Persönlichkeit, der richtigen Umgebung sowie der Beharrlichkeit des Einzelnen. Im Fall des Erfinders des Staubsaugers war es Leidensdruck, der zu einem kreativen Prozess führte.
Braucht man also Leidensdruck, um kreativ zu sein? Nicht unbedingt. Zahllose psychologische Untersuchungen haben festgestellt, dass ein gut gelaunter Mensch viel leichter originelle Lösungen findet. Wohingegen Menschen unter großem Druck dazu neigen, einfache und bekannte Wege zur Problemlösung einzuschlagen. Auch das Nachdenken in Einsamkeit bringt wenig. Personen in eremitischer Klausur neigen zum Grübeln und verlieren die Konzentration auf das Problem.
Der Versuch, Kreativität durch Gruppendynamik herzustellen, hat allerdings Tücken. Untersuchungen zeigen, dass das Nachdenken in Gruppen letztlich weniger brauchbare Ideen hervorbringt, als ein Mensch, der mit dem Problem vertraut ist, sich der Sache allein annimmt. Einer zündenden Idee nahe ist jemand, der seinem Geist eine Ruhepause gönnt, sei es beim Spaziergang oder mit Freunden in der Kneipe. Ein Geistesblitz erscheint häufig genau dann, wenn man die Suche danach schon aufgegeben hat. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die Grundlage, auf der solch ein Geistesblitz sich überhaupt erst entladen kann, immer ein fundiertes Wissen um die Problematik ist, zu deren Lösung man angetreten ist. Fundiertes und nicht nur theoretisches, sondern auch praktisches Wissen erwirbt man sich bekanntermaßen nur durch beharrliche Arbeit.
So arbeitete auch James Spangler, der Hausmeister aus Canton in Ohio, viele Stunden an seiner Erfindung. Er optimierte sie und fand erste Kunden. Dazu zählte seine Cousine, die mit einem gewissen William Hoover verheiratet war. Der wiederum war so begeistert von dem Gerät, dass er das Patent übernahm, das noch recht plumpe Gerät optisch verbesserte und auf den Markt brachte. Zwanzig Jahre später sollte der Name "Hoover" in nahezu jedem US-Haushalt bekannt sein und in die Alltagssprache als Synonym für "Staubsauger" eingehen. Die kreative Bastelei eines Hausmeisters hatte einen Siegeszug um die Welt angetreten.
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